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Projekte aus der Stipendienforschung

Leon Munz: Dissertationen in der Informationswissenschaft – Analyse einer Heterogenen Disziplin

Die Informationswissenschaft zeichnet sich als eine besonders heterogene und multidisziplinäre wissenschaftliche Disziplin aus, deren thematische Grenzen und Schwerpunkte sich dynamisch durch gesellschaftliche Bedürfnisse und unter dem Einfluss eines technologischen Imperativs stetig weiterentwickeln. Diese Umstände erschweren es deutlich, durch bestehende Klassifikationssysteme wie beispielsweise die Dewey-Dezimalklassifikation, relevante Dissertationen automatisiert für die Disziplin zu identifizieren.

Um dieses Problem zu lösen soll ein Ansatz erarbeitet werden, der über die bestehenden Metadaten hinaus weitere Attribute wie beispielsweise Institute oder beteiligte Personen aus entsprechenden Volltexten oder Online-Quellen zur Identifikation miteinbezieht. Ziel des Projektes ist die automatisierte Erstellung eines Korpus aus Dissertationen mit Relevanz für die Informationswissenschaft und eine darauf aufbauende deskriptive Analyse hinsichtlich thematischer Trends der Disziplin.

Suellen Dutra Pererira: Publish or Perish? Publikationen von Frauen in den Naturwissenschaften im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek, 1900 – 1970

Obwohl der Karriereweg von Frauen in den Naturwissenschaften ein beliebtes Thema der Wissenschaftssoziologie ist, sind Veröffentlichungen mit quantitativen Daten zu ihren Publikationen noch selten. Um diese Lücke zu schließen, werden im Projekt „Publish or Perish?“ Metadaten der Deutschen Nationalbibliothek von Beständen in den Fächern Mathematik, Physik, Chemie, Pharmazie und Biologie zwischen 1900 und 1970 ausgewertet. Mithilfe der quantitativen Analyse von bibliografischen Metadaten sollen Fragen beantworten wie: Welchen Anteil hatten Frauen zwischen 1900 - 1970 an naturwissenschaftlichen Publikationen? Publizierten erfolgreiche Naturwissenschaftlerinnen durchschnittlich genauso viel wie ihre männlichen Kollegen? Publizierten Frauen mehr in bestimmen Phasen dieses Zeitraums? Um mögliche wissenschaftliche Netzwerkbeziehungen der Autorinnen auszuwerten, werden GND-Daten der Autorinnen und ihrer Publikationen herangezogen. Durch die Analyse von bibliografischen und GND-Daten wird schließlich die These überprüft, ob der Erfolg von Frauen in den Naturwissenschaften von der Anzahl ihrer Publikationen und ihrer frühen Beteiligung an institutionalisierten wissenschaftlichen Netzwerken abhing.

Hendrikje Schauer: Literarische Öffentlichkeit 1945 - 1962: DH-basierte Analyse von DNB-Daten

Zu den wiederkehrenden Topoi öffentlichkeitskritischer Diskurse in der deutschen Nachkriegszeit gehört die Behauptung literarischer Autor*innen nicht (mehr) frei publizieren zu können, zensiert und/oder marginalisiert zu werden. Diese problematischen Behauptungen, die in der Forschung teilweise übernommen werden, sollen auf Basis der DNB-Daten präzise geprüft werden.

Das Projekt steht im Kontext der intensiven Beschäftigung mit der Literatur der Nachkriegszeit unter der Perspektive von Öffentlichkeitskonzepten und Öffentlichkeitspraktiken. Das Vorhaben kombiniert DH-basierte Zugänge mit klassisch literaturwissenschaftlichen Ansätzen einer ideengeschichtlich und rechtswissenschaftlich informierten Textinterpretation.

Nicole Schwitter: Alters-, Perioden- und Kohorteneffekte in Stimmung und Schwerpunkt literarischer Werke

Literatur nimmt in Deutschland einen hohen Stellenwert ein und diverse Studien haben die positiven Effekte von Lesen und Schreiben auf die persönliche Psyche aufgezeigt. Worüber gelesen und geschrieben wird ändert sich über die (Lebens-)Zeit: Es gibt nicht nur spezielle Kinder- und Jugendbücher, sondern auch Unterschiede in den Genre-Präferenzen von Erwachsenen verschiedener Generationen. Generell ist die Literaturgeschichte von Epochen geprägt, in denen bestimmte Themen und Stile besonders präsent sind. Dieses Forschungsvorhaben wird die zeitliche Komponente von thematischen Trends und Stimmungen in der deutschen Literatur genauer untersuchen. Zeitliche Unterschiede können Effekte unterschiedlicher Zeitperioden oder auch altersspezifische Veränderungen oder Generationenunterschiede widerspiegeln, wie sie in der demografischen Forschung typischerweise unterschieden werden. Die Epochendefinition der Literaturwissenschaft stellt dabei auf Periodeneffekte ab. Dieses Forschungsvorhaben wird die zeitlichen Trends in der Literatur einerseits auf Basis des Erscheinungsjahrs eines Werkes analysieren, sich andererseits aber auch auf mögliche Alters- und Generationeneffekte der Autor*innen konzentrieren, die in der Literaturwissenschaft generell sehr wenig Beachtung finden. Um Kernkonzepte und Stimmungen abzuleiten werden die Buchtitel aller seit 1913 in Deutschland veröffentlichten Bücher ausgewertet. Daten der Bücher werden durch die Gemeinsame Normdatei (GND) und die freie Plattform Wikidata mit Daten über die Autor*innen erweitert. Die Katalogdaten werden dabei als Paneldatensatz verstanden. Mit diesem Ansatz wird angestrebt, die spezifischen Einflüsse von Alter, Kohortenzugehörigkeit und zeitgeschichtlichen Faktoren zu trennen, um Stimmungen und thematische Schwerpunkte in der deutschen Literatur zu erklären und einen vollständigen quantitativen Überblick zu schaffen.

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