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Nestor der Exilforschung 1933-1945 in den USA - zum 80. Geburtstag von Prof. Dr. John M. Spalek

In vier Bänden erschien von 1978 bis 1997 sein „Guide to the Archival Materials of the German-speaking Emigration to the United States after 1933“ im Verlag K. G. Saur, München. Dabei hat sich Spalek nicht nur auf seine eigene Disziplin, die Literaturwissenschaft, konzentriert, sondern neben Unterlagen von Schriftstellern auch Nachlässe von politischen Publizisten, Künstlern und Wissenschaftlern erfasst. Somit schufen diese Bände die Voraussetzung für die systematische Erforschung des erzwungenen geistigen Transfers in seiner ganzen Breite, der einzigartig in der Geschichte des 20. Jahrhunderts ist.

Seine Zusammenarbeit mit der Deutschen Nationalbibliothek geht bis in die frühen 1970er Jahre zurück. Seit 13 Jahren arbeitet Prof. Spalek im Rahmen von Erwerbungsprojekten mit dem Deutschen Exilarchiv 1933–1945 der Deutschen Nationalbibliothek zusammen, anfangs unterstützt von der Deutschen Forschungsgemeinschaft, in der Folge von der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung, der Robert Bosch-Stiftung und der Hamburger Stiftung für Wissenschaft und Kultur. 76 Nachlässe und Teilnachlässe emigrierter Wissenschaftler, Publizisten, Schriftsteller und Künstler in den USA hat er seitdem in das Deutsche Exilarchiv 1933–1945 gebracht. Darunter waren zum Beispiel die Nachlässe der Soziologen Joseph und Alice Maier, des Politologen Sigmund Neumann, der Schriftsteller Soma Morgenstern und Ivan Heilbut, des Altphilologen Ernst Moritz Manasse, des Hethitologen Hans Gustav Güterbock sowie das Archiv des „Aufbau“, New York.
Anlässlich seines 80. Geburtstags erscheint die von Jörg Thunecke und Wulf Koepke herausgegebene Festschrift „Preserving the Memory of Exile“ in der Edition Refugium, Nottingham.
Geehrt wird Professor Spalek nicht nur für seine Verdienste bei der Beschreibung und Sicherung der Quellen, sondern auch für seine Leistungen als Forscher. In dem von ihm, Konrad Feilchenfeld und Sandra Hawrylchak herausgegebenen Sammelwerk "Deutschsprachige Emigration 1933–1945" in den USA werden in Aufsätzen und Bibliografien zahlreiche bekannte und auch weniger bekannte, aber gleichwohl bedeutende Schriftsteller, Publizisten und Kulturwissenschaftler vorgestellt. Zu Spaleks weiteren Arbeiten zählt ein „bibliographisches Handbuch“ zu Lion Feuchtwanger in 4 Bänden, das 2004 abgeschlossen wurde. Auch in zahlreichen Arbeiten seiner Schüler wirken seine Anregungen und sein Einfluss fort.

Nicht allein unter wissenschaftlichem Aspekt kommt Professor Spaleks Engagement der Nachlasssicherung und der Herausgabe von Sammelbänden zur deutschsprachigen Exilliteratur in den USA große Bedeutung zu. Wie Roland Jaeger bemerkt, verbindet sich für Spalek mit der Exilforschung „nicht nur ein fachlicher Auftrag, sondern auch eine politisch-moralische Mission“ (R. Jaeger: Im Einsatz für das Exil. John M. Spaleks Studienreihe zur deutschsprachigen Exilliteratur in den USA kommt zum Abschluss. In: Aufbau, No. 21, Oct. 30, 2003).

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