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Frankfurt am Main

Aufgrund von Baumaßnahmen ist die Deutsche Nationalbibliothek in Frankfurt am Main vom 28. Oktober bis 9. November 2024 geschlossen. Die Dauerausstellung „Exil. Erfahrung und Zeugnis“ ist bis zum 4. Dezember 2024 wegen der Neugestaltung geschlossen.
Die Ausstellung "Frag Nach!" ist von Montag bis Freitag geöffnet.

Nachrichten aus den Exilsammlungen

Ausschnitt der illustrierten Titelseite des London Diary von Lili Cassel. Ein zeichnendes Mädchen sitzt zwischen Wolken vermutlich auf einem Sperrballon zur Abwehr von Luftangriffen. Die Illustrationen sind mit Tusche und Wasserfarben gemalt.

Rolf Kralovitz (1925 - 2015) – In memoriam

Wenige Tage nach seinem 90. Geburtstag ist Rolf Kralovitz am 21. Juni 2015 in Köln gestorben. Ende vergangenen Jahres hatte er dem Deutschen Exilarchiv der Deutschen Nationalbibliothek weitere Unterlagen für die bereits eingerichteten Bestände zu Walter Meckauer, Brigitte Kralovitz-Meckauer und zu seiner Person anvertraut.

An die erste Erfahrung der Ausgrenzung durch das Ausbleiben der täglichen Brötchenlieferung an Juden, an Gewalt durch Mitschüler, an die schlimme Erfahrung, den Judenstern tragen zu müssen, an das Leben in „Judenhäusern“, an seine Zwangsarbeit als Totengräber, an die Deportation und Ermordung seiner Schwester und seiner Eltern sowie an seine Deportation nach Buchenwald und die schrecklichen Erlebnisse dort zu erinnern, sah Rolf Kralovitz als seine Aufgabe an. „Man muss das erzählen“, sagte er, und stellte sich vor, dass seine Mutter in der Gaskammer vielleicht gedacht habe, „wer wird denn das je wissen, wer wird denn das je erzählen, niemand wird wissen, was die mit uns gemacht haben“. Seine Mutter und Schwester starben im Konzentrationslager Ravensbrück, sein Vater wurde in Auschwitz ermordet.

Aus Buchenwald zurückgekehrt, war Rolf Kralovitz auf sich alleine gestellt, fast seine gesamte Verwandtschaft war im Holocaust ermordet worden. Bis 1953 lebte Kralovitz in den USA, kehrte dann gemeinsam mit seiner Frau Brigitte Kralovitz-Meckauer nach Deutschland zurück. Nach seiner Erblindung Mitte der 1970er Jahre konnte der Schauspieler und Produktionsleiter beim WDR seinen Beruf nicht mehr länger ausüben. Von da an wurde die Erinnerung an den Holocaust und an die Geschichte seiner Familie zu seiner Lebensaufgabe.

In Publikationen wie „Der gelbe Stern in Leipzig“ und „ZehnNullNeunzig in Buchenwald“ sowie in Audio- und Videointerviews und in Gesprächen mit Schülerinnen und Schülern hat der in der Nähe von Leipzig geborene Rolf Kralovitz seine Erlebnisse geschildert. Ohne Hass, aber unermüdlich und stets um Wahrhaftigkeit bemüht, hat er sich gemeinsam mit seiner Frau dieser Lebensaufgabe gewidmet. Großzügig haben sie unzählige Exemplare seiner Erinnerungsschriften Bildungseinrichtungen und Gedenkstätten zur Verfügung gestellt. Auch in den Exilsammlungen und der Anne Frank-Shoah-Bibliothek der Deutschen Nationalbibliothek werden seine Schriften für die pädagogische Arbeit eingesetzt. Über viele Jahre waren wir mit Rolf Kralovitz und seiner Frau verbunden. In regelmäßigen Telefonaten beantwortete Rolf Kralovitz in seiner humorvollen, doch stets verbindlichen Art Fragen zu seiner Geschichte und zeigte sich immer interessiert an unserer Arbeit, an Veranstaltungen und Ausstellungen sowie zukünftigen Vorhaben.

Wenige Tage nach seinem 90. Geburtstag ist Rolf Kralovitz am 21. Juni 2015 in Köln gestorben.

Ende vergangenen Jahres hatte er dem Deutschen Exilarchiv der Deutschen Nationalbibliothek weitere Unterlagen für die bereits eingerichteten Bestände zu Walter Meckauer, Brigitte Kralovitz-Meckauer und zu seiner Person anvertraut. Die Briefe von seiner Schwester und seiner Mutter sowie weitere Dokumente hat er der Gedenkstätte Buchenwald überlassen.

Wir erinnern uns sehr gerne an Rolf Kralovitz, der Austausch mit ihm wird uns fehlen.

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Inhalt des Dossiers

  1. Hans Günter Flieg (1923–2024) – In memoriam
  2. Dr. Ruth K. Westheimer (1928–2024) – in memoriam
  3. Guy Stern (1922–2023) – in memoriam
  4. Trude Simonsohn (1921-2022) – in memoriam
  5. „Kinderemigration aus Frankfurt am Main. Geschichten der Rettung, des Verlusts und der Erinnerung"
  6. Fragebögen als Quelle zur Erforschung des deutschsprachigen Exils – Am Beispiel von Alfred Kantorowicz
  7. Professor Dr. John M. Spalek (1928-2021) in memoriam
  8. Lieselotte Maas (1937-2020) – In memoriam
  9. Ruth Klüger (1931-2020) – In memoriam
  10. „Was soll ich kochen?“ – Rezepte aus dem Deutschen Exilarchiv 1933-1945
  11. Hellmut Stern (1928-2020) – In memoriam
  12. Thomas Mann: Deutsche Hörer! – Hörstation Exil 1933-1945 vor der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt eingeweiht
  13. Ausstellungskatalog „Exil. Erfahrung und Zeugnis“ erscheint
  14. Themenschwerpunkt Exil: Das Geschichtsmagazin „Damals“ erscheint in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Exilarchiv 1933–1945
  15. Dora Schindel (1915–2018) – In memoriam
  16. Werner Berthold (1921–2017) – In memoriam
  17. Rolf Kralovitz (1925 - 2015) – In memoriam
  18. Buddy Elias – In memoriam
  19. Künste im Exil - virtuelle Ausstellung und Netzwerk
  20. Brigitte Kralovitz-Meckauer (1925–2014) – In memoriam
  21. Ludwig Werner Kahn - zum 100. Geburtstag
  22. Verleihung der Goethe-Medaille und der Ehrenmitgliedschaft der Gesellschaft für Exilforschung e.V. an Professor John M. Spalek
  23. „Nestor der deutschen Finanzwissenschaft“ - Fritz Neumark zum 110. Geburtstag
  24. Büchergeschenk für die Deutsche Nationalbibliothek
  25. „Als Gefangene bei Stalin und Hitler“ - Margarete Buber-Neumann zum 20. Todestag
  26. Begründer der Futurologie - Ossip K. Flechtheim zum 100. Geburtstag
  27. Zum Tod der Lyrikerin Emma Kann
  28. Nestor der Exilforschung 1933-1945 in den USA - zum 80. Geburtstag von Prof. Dr. John M. Spalek
  29. Vorlass des Politologen John G. Stoessinger im Deutschen Exilarchiv 1933-1945
  30. Lili Cassel Wronker: A London Diary, 1939–1940
  31. Chronistin ihres Jahrhunderts - Anja Lundholm zum 90. Geburtstag
  32. Reichsausbürgerungskartei
  33. Das Deutsche Exilarchiv 1933–1945 erwirbt den umfangreichen Nachlass des Hethitologen Hans Gustav Güterbock (1908–2000)
  34. Geneviève Pitot: Der Mauritius-Schekel

Letzte Änderung: 06.01.2022
Kurz-URL: https://www.dnb.de/deanachrichten

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