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Mittwoch, 22. Mai 2024

Mittwoch, 22. Mai 2024: Die Deutsche Nationalbibliothek in Leipzig ist wegen eines Betriebsausflugs geschlossen. Die Ausstellungen des Deutschen Buch- und Schriftmuseums sind bis 18 Uhr geöffnet.

Freitag, 24.05.2024

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Nachrichten aus den Exilsammlungen

Ausschnitt der illustrierten Titelseite des London Diary von Lili Cassel. Ein zeichnendes Mädchen sitzt zwischen Wolken vermutlich auf einem Sperrballon zur Abwehr von Luftangriffen. Die Illustrationen sind mit Tusche und Wasserfarben gemalt.

Ruth Klüger (1931-2020) – In memoriam

In der Nacht vom 5. auf den 6. Oktober 2020 ist Ruth Klüger gestorben. Ruth Klüger hat besonders mit ihren Publikationen „weiter leben“ und „unterwegs verloren“, für die sie vielfach ausgezeichnet wurde, eine besondere Form des Erinnerns geschaffen.

„Dachau habe ich einmal besucht, weil amerikanische Freunde es wünschten. Da war alles sauber und ordentlich, und man brauchte schon mehr Phantasie, als die meisten Menschen haben, um sich vorzustellen, was dort vor vierzig Jahren gespielt wurde“, schrieb Ruth Klüger.

Mehr Phantasie, als die meisten Menschen haben, braucht man auch, um zu verstehen, was Ruth Klüger selbst erlebt hatte. In ihrem Buch „weiter leben. Eine Jugend“ hat sie Zeugnis abgelegt, berichtete sie davon, wie prägend die Erfahrungen der Entrechtung und der Verschleppung in die Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau und Groß-Rosen waren. 1947 wanderte Ruth Klüger in die USA aus, studierte dort Anglistik und Germanistik und lehrte später Literaturwissenschaft, zuletzt an der University of California in Irvine.

Ruth Klüger hat besonders mit ihren Publikationen „weiter leben“ und „unterwegs verloren“, für die sie vielfach ausgezeichnet wurde, eine besondere Form des Erinnerns geschaffen. Es war für uns daher auch von außerordentlicher Bedeutung, sie 2011 als Gast im Deutschen Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek begrüßen zu dürfen. Gemeinsam mit Herta Müller dachte sie bei diesem Anlass darüber nach, wie zeitgemäße Formen des Erinnerns aussehen könnten.

Am 27. Januar 2016 war Ruth Klüger eingeladen, vor dem Deutschen Bundestag anlässlich des Tags des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus zu sprechen. Sie sprach über Zwangsarbeit, über die doppelte Entrechtung der Frauen, über das, was sie selbst erlebt hat. Am Ende ihrer Rede blickte sie in die Gegenwart und griff Angela Merkels „Wir schaffen das“ auf: „[…] dieses Land, das vor achtzig Jahren für die schlimmsten Verbrechen des Jahrhunderts verantwortlich war, hat heute den Beifall der Welt gewonnen, dank seiner geöffneten Grenzen und der Groβherzigkeit, mit der Sie die Flut von syrischen und anderen Flüchtlingen aufgenommen haben und noch aufnehmen. Ich bin eine von den vielen Auβenstehenden, die von Verwunderung zu Bewunderung übergegangen sind. Das war der Hauptgrund, warum ich mit groβer Freude Ihre Einladung angenommen und die Gelegenheit wahrgenommen habe, in diesem Rahmen, in Ihrer Hauptstadt, über die früheren Untaten sprechen zu dürfen, hier, wo ein gegensätzliches Vorbild entstanden ist und entsteht, mit dem bescheiden anmutendem und dabei heroischem Wahlwort: Wir schaffen das.“

Auch mit diesen Worten sollte man Ruth Klüger in Erinnerung behalten. Sie ist in der Nacht vom 5. auf den 6. Oktober 2020 gestorben.

(Dr. Sylvia Asmus)

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Inhalt des Dossiers

  1. Guy Stern (1922–2023) – in memoriam
  2. Trude Simonsohn (1921-2022) – in memoriam
  3. „Kinderemigration aus Frankfurt am Main. Geschichten der Rettung, des Verlusts und der Erinnerung"
  4. Fragebögen als Quelle zur Erforschung des deutschsprachigen Exils – Am Beispiel von Alfred Kantorowicz
  5. Professor Dr. John M. Spalek (1928-2021) in memoriam
  6. Lieselotte Maas (1937-2020) – In memoriam
  7. Ruth Klüger (1931-2020) – In memoriam
  8. „Was soll ich kochen?“ – Rezepte aus dem Deutschen Exilarchiv 1933-1945
  9. Hellmut Stern (1928-2020) – In memoriam
  10. Thomas Mann: Deutsche Hörer! – Hörstation Exil 1933-1945 vor der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt eingeweiht
  11. Ausstellungskatalog „Exil. Erfahrung und Zeugnis“ erscheint
  12. Themenschwerpunkt Exil: Das Geschichtsmagazin „Damals“ erscheint in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Exilarchiv 1933–1945
  13. Dora Schindel (1915–2018) – In memoriam
  14. Werner Berthold (1921–2017) – In memoriam
  15. Rolf Kralovitz (1925 - 2015) – In memoriam
  16. Buddy Elias – In memoriam
  17. Künste im Exil - virtuelle Ausstellung und Netzwerk
  18. Brigitte Kralovitz-Meckauer (1925–2014) – In memoriam
  19. Ludwig Werner Kahn - zum 100. Geburtstag
  20. Verleihung der Goethe-Medaille und der Ehrenmitgliedschaft der Gesellschaft für Exilforschung e.V. an Professor John M. Spalek
  21. „Nestor der deutschen Finanzwissenschaft“ - Fritz Neumark zum 110. Geburtstag
  22. Büchergeschenk für die Deutsche Nationalbibliothek
  23. „Als Gefangene bei Stalin und Hitler“ - Margarete Buber-Neumann zum 20. Todestag
  24. Begründer der Futurologie - Ossip K. Flechtheim zum 100. Geburtstag
  25. Zum Tod der Lyrikerin Emma Kann
  26. Nestor der Exilforschung 1933-1945 in den USA - zum 80. Geburtstag von Prof. Dr. John M. Spalek
  27. Vorlass des Politologen John G. Stoessinger im Deutschen Exilarchiv 1933-1945
  28. Lili Cassel Wronker: A London Diary, 1939–1940
  29. Chronistin ihres Jahrhunderts - Anja Lundholm zum 90. Geburtstag
  30. Reichsausbürgerungskartei
  31. Das Deutsche Exilarchiv 1933–1945 erwirbt den umfangreichen Nachlass des Hethitologen Hans Gustav Güterbock (1908–2000)
  32. Geneviève Pitot: Der Mauritius-Schekel

Letzte Änderung: 06.01.2022
Kurz-URL: https://www.dnb.de/deanachrichten

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