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Gemeinsame Restitution

Hinter zwei aufgeschlagenen Büchern, stehen weitere Bücher in einer Reihe, darübergelegt das Wort Pressemitteilung. Foto: Bundeswehr, Anja Viering-Kamp

14 Bibliotheken und Archive geben Bücher aus der Sammlung Raoul Fernand Jellinek-Mercedes zurück

Pressemitteilung vom 8. Mai 2025

In einer von der Deutschen Nationalbibliothek koordinierten gemeinsamen Restitution haben 14 deutsche Bibliotheken und Archive insgesamt 41 Bücher aus dem Eigentum des österreichischen Schriftstellers Raoul Fernand Jellinek-Mercedes (1888 Algier–1939 Baden bei Wien) zurückgegeben. Jellinek-Mercedes wurde nach dem ‘Anschluss’ Österreichs im März 1938 aufgrund seiner jüdischen Herkunft verfolgt. Unter dem Druck der Repressionen nahm er sich im Februar 1939 das Leben.

Im Zuge der Provenienzforschung sind in den letzten Jahren 41 Bände aus der Sammlung Jellinek-Mercedes‘ identifiziert worden. Die Bücher wurden an die Gemeinschaft der Erbinnen und Erben Raoul Fernand Jellinek-Mercedes zurückgegeben. Sie konnten im Sinne einer gerechten und fairen Lösung anschließend für die Sammlungen der Bibliotheken wieder angekauft werden.

Die koordinierte, gemeinsame Restitution verdeutlicht, wie wichtig eine systematische Bestandsprüfung in Bibliotheken auch 80 Jahre nach Ende des Nationalsozialismus ist und wie sehr die Suche von der Zusammenarbeit der einzelnen Einrichtungen profitiert. Ermöglicht wurde die Kooperation nicht zuletzt durch den Austausch im Arbeitskreis Provenienzforschung und Restitution – Bibliotheken. Dieser setzt sich dafür ein, Fälle institutionenübergreifend zu bündeln und so die Erbinnen und Erben bei den Rückgabeverhandlungen zu entlasten.

Raoul Fernand Jellinek-Mercedes war förderndes Mitglied des Wiener Musikvereins und besaß eine große Sammlung von Musikalien, Gemälden und Büchern. Nach seinem Tod war seine Witwe Léopoldine Weiss (1885–1981) gezwungen, große Teile der Sammlung zu veräußern. Darunter befand sich die wertvolle Privatbibliothek, die anschließend über den Antiquariatshandel völlig zerstreut wurde.


Die 41 Bände wurden in den folgenden Bibliotheken aufgefunden:

  • Bayerische Staatsbibliothek München
  • Bibliothek des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr Potsdam (vertreten durch das Fachinformationszentrum der Bundeswehr, Bonn)
  • Bibliothek des Zentrums Informationsarbeit Bundeswehr Strausberg (vertreten durch das Fachinformationszentrum der Bundeswehr, Bonn)
  • Deutsches Literaturarchiv Marbach
  • Deutsche Nationalbibliothek Leipzig
  • Herzogin Anna Amalia Bibliothek Weimar, Klassik Stiftung Weimar
  • Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz, Pfälzische Landesbibliothek Speyer
  • Leipziger Städtische Bibliotheken
  • Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
  • Stadtbibliothek Chemnitz
  • Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt
  • Universitätsbibliothek J. C. Senckenberg Frankfurt am Main
  • Württembergische Landesbibliothek Stuttgart

Die Werke decken ein breites Themenspektrum ab. Sie reichen von Biografien über Bücher zur Buchillustration, zeitgenössischer Musik und Literatur bis hin zu militärhistorischen Abhandlungen. Die Dokumentation der Funde erlaubt eine zumindest teilweise Rekonstruktion der Bibliothek Jellinek-Mercedes’ und zeugt von der Vielfalt und dem hohen Anspruch der Sammlung eines universal interessierten Bildungsbürgers.


Weitere Informationen

zu Raoul Fernand Jellinek-Mercedes und der Zerstreuung seiner Privatbibliothek auf dem Blog Retour: „14 Bibliotheken und Archive geben gemeinsam Bücher an die Erb*innen von Raoul Fernand Jellinek-Mercedes zurück“. https://retour.hypotheses.org/5802

Hintergrund

Die Deutsche Nationalbibliothek sammelt, dokumentiert und archiviert alle Werke in Schrift und Ton, die seit 1913 in Deutschland und weltweit über Deutschland oder in deutscher Sprache veröffentlicht werden, und macht sie der Öffentlichkeit zugänglich. Ihre umfassenden Dienstleistungen bietet sie an den beiden Standorten in Leipzig und Frankfurt am Main und in digitaler Form global an.

Mit dem Deutschen Buch- und Schriftmuseum und dem Deutschen Exilarchiv 1933–1945 verfügt die Deutsche Nationalbibliothek darüber hinaus über wertvolle und reichhaltige Sondersammlungen. Durch Lesungen, Ausstellungen, Vorträge und Konzerte macht sie regelmäßig auf ihre Bestände aufmerksam und fördert Buch-, Lese- und Musikkultur mit einem vielfältigen Veranstaltungsprogramm.

Informationen zur Provenienzforschung an der Deutschen Nationalbibliothek: www.dnb.de/provenienzforschung

Arbeitskreis Provenienzforschung und Restitution – Bibliotheken: https://provenienz.gbv.de/APR-Bib

Kontakt

Ansprechpartnerin

Dr. Emily Löffler, Provenienzforscherin der Deutschen Nationalbibliothek
E-Mail: provenienz@dnb.de
Telefon: +49 341 2271-210

Bilder

Bildmaterial zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit einer Berichterstattung.

Die vier restituierten Bände der Bayerischen Staatsbibliothek München

Restitutionsexemplare aus dem Fachinformationszentrum der Bundeswehr

Restitutionsexemplare aus dem Fachinformationszentrum der Bundeswehr

Ein restituierter Band mit Exlibris von Raoul Fernand Jellinek-Mercedes

Joseph Christian Freiherr von Zedlitz: Gedichte. Stuttgart: Cotta 1859. / DLA Marbach, Zugangsnummer: 2059.61

Restitutionsexemplare des Deutschen Buch- und Schriftmuseums der Deutschen Nationalbibliothek Leipzig

Ein restituierter Jahrgang der „Zeitschrift für Bücherfreunde“ aus dem Deutschen Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek Leipzig

Ein restituierter Jahrgang der „Zeitschrift für Bücherfreunde“ aus dem Deutschen Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek Leipzig

Kontakt: presse@dnb.de

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