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Deutsches Exilarchiv 1933–1945 ermöglicht Zugriff auf Manuskripte und bisher unveröffentlichte Familienkorrespondenz des Schriftstellers

Pressemitteilung vom 2. November 2021

Zum Geburtstag des österreichischen Schriftstellers Leo Perutz am 2. November macht das Deutsche Exilarchiv 1933–1945 breite Teile seines digitalisierten Nachlasses online zugänglich.

Leo Perutz (1882-1957) war zu seiner Zeit einer der erfolgreichsten und meistgelesenen österreichischen Schriftsteller, bis er nach der Annexion Österreichs das Land im Juli 1938 verlassen musste und über Italien nach Palästina auswanderte. In Palästina bestritt er seinen Lebensunterhalt als Versicherungsmathematiker, ein Beruf, in dem Perutz auch zuvor schon gearbeitet und geforscht hatte. Ein schriftstellerischer Erfolg blieb nach seiner Flucht ins Exil weitgehend aus.

Seine fast durchgängig vorhanden kalendarischen Tagebuchaufzeichnungen (1909-1957) verfasste Perutz in der um 1900 populären sogenannten Gabelsberger Kurzschrift. Die Einträge geben Einblick in die literarische Produktion Perutz‘ und politische Ereignisse. So nahm Perutz in seinem Tagebuch schon am 3. März 1938, 10 Tage vor dem Ereignis, die Annexion Österreichs mit den Worten „Finis Austriae“ vorweg.

Perutz‘ umfangreiches Oeuvre wurde seit Ende der 1980er Jahre wiederentdeckt und neu aufgelegt. Es umfasst Novellen, Erzählungen, Theaterstücke, Reiseberichte, Dramen und Romane. Neben historischen Romanen „Die dritte Kugel“ (1915), „Der Marques de Bolibar“ (1920) und „Turlupin“ (1924) schrieb Perutz auch Unterhaltungsromane, wie „Zwischen neun und neun“ (1918), „Der Meister des Jüngsten Tages“ (1923) sowie den Bestseller „Wohin rollst Du, Äpfelchen“ (1928), von dem Ian Flemming, der berühmte James-Bond Autor schrieb: „Das Wort Genie hat längst durch Missbrauch an Wert und Sinn verloren, sonst hätte ich das Buch als einfach genial bezeichnet.“

Die beiden letzten Werke an denen er in Israel arbeitete, erschienen erst kurz vor seinem Tod bzw. posthum: „Nachts unter der steinernen Brücke“ (1957), „Der Judas des Leonardo“ (1959).

Sein Nachlass, der sich seit 1986 im Exilarchiv der Deutschen Nationalbibliothek befindet, umfasst Manuskripte zu fast allen Romanen und auch zu bislang unveröffentlichten bzw. unvollendeten Werken. Hinzu kommt eine umfangreiche Korrespondenz, darunter bislang noch unveröffentlichte Familienbriefe. Mit den jetzt weltweit zugänglichen Digitalisaten und Archivalien, darunter auch den Tagebüchern, bietet der Nachlass von Leo Perutz zahlreiche Anknüpfungspunkte für die Wissenschaft, sich seinem Werk und seiner Biografie zu nähern und neue Perspektiven auf Leo Perutz zu entwickeln.

Digitalisierter Nachlass von Leo Perutz

Online verfügbare Digitalisate im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek

Hintergrund

Das Deutsche Exilarchiv 1933–1945 der Deutschen Nationalbibliothek hat die Aufgabe, sowohl die Veröffentlichungen als auch Archivmaterial des deutschsprachigen Exils während der Zeit der NS-Diktatur zu sammeln. Zu den Veröffentlichungen gehören alle zwischen 1933 und 1950 von deutschsprachigen Emigrant*innen im Ausland veröffentlichten Bücher und Broschüren aus den Bereichen Literatur, Politik, Wissenschaft und jüdische Emigration, außerdem die von ihnen herausgegebenen Zeitschriften. Zu den Archivalien gehören persönlich Nachlässe deutschsprachiger Emigrant*innen unterschiedlicher Disziplinen und Berufsgruppen sowie Archive von Exilorganisationen und Einzelautografen.

Seit März 2018 präsentiert das Deutsche Exilarchiv ausgewählte Exponate der eigenen Sammlung in der Dauerausstellung „Exil. Erfahrung und Zeugnis“. Zudem liegt die Federführung für das Netzwerkprojekt „Künste im Exil“ beim Deutschen Exilarchiv. In seinen Veranstaltungen und Wechselausstellungen nimmt das Exilarchiv weitere Themen in den Blick und zieht so Verbindungslinien zwischen dem historischen Exil und aktuellen Phänomenen.

Kontakt

Ansprechpartnerin

Dr. Sylvia Asmus, Leiterin des Deutschen Exilarchivs 1933-1945
Tel.: +49 69 1525-1900
s.asmus@dnb.de

Bildmaterial

Bildmaterial zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit einer Berichterstattung. Für alle Bilder: Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek, Nachlass Leo Perutz, EB 86/094, Privatbesitz. Für das Bild „Epilog aus Leo Perutz: Nachts unter der steinernen Brücke (Meisls Gut), Manuskript (1951)“ mit freundlicher Genehmigung des Paul Zsolnay Verlages Wien, © Paul Zsolnay Verlag Wien 1975 und 2000

Tabelle des Schriftstellers Leo Perutz über Veröffentlichungen seiner Werke im Ausland, nach 1945

Tabelle des Schriftstellers Leo Perutz über Veröffentlichungen seiner Werke im Ausland, nach 1945

Leo Perutz: Brief an Charles de Gaulle, Tel Aviv, 1. Oktober 1945

Leo Perutz: Brief an Charles de Gaulle, Tel Aviv, 1. Oktober 1945

Epilog aus Leo Perutz: Nachts unter der steinernen Brücke (Meisls Gut), Manuskript (1951)

Der Schriftsteller Leo Perutz, vermutlich in den 1950er Jahren, Fotograf unbekannt, undatiert

Doppelseite aus dem Tagebuch von Leo Perutz. Einträge vom 3. bis 5. März in Gabelsberger Kurzschrift.

Letzte Änderung: 02.11.2021
Kurz-URL: https://www.dnb.de/perutz

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