Navigation und Service

Das Deutsche Exilarchiv 1933-1945 und das PEN Zentrum deutschsprachiger Autoren im Ausland feiern gemeinsam mit Guy Stern in einer virtuellen Abendveranstaltung // 18. Januar 2022, 19:30 Uhr

Pressemitteilung vom 12. Januar 2022

Am 14. Januar 2022 feiert Prof. Guy Stern seinen 100. Geburtstag. Das Deutsche Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek ist Guy Stern seit Jahrzehnten verbunden. Gemeinsam mit dem PEN Zentrum deutschsprachiger Autoren im Ausland richtet das Exilarchiv am 18. Januar 2022 um 19:30 Uhr eine virtuelle Geburtstagsfeier aus, an der auch Prof. Guy Stern teilnehmen wird. Im Rahmen dieser Feier wird eine umfangreiche Festschrift präsentiert, die anlässlich seines 100. Geburtstags erscheint.

„Meine mir selbst gestellte Aufgabe ist immer gewesen, dass ich als einzig Überlebender ein Leben zu führen habe, das etwas bedeutet“, so Guy Stern in einem Interview 2018.

Guy Stern blickt auf überaus bedeutsame einhundert Jahre zurück. Er wurde am 14. Januar 1922 in Hildesheim als Günther Stern geboren. 1937 konnte er mit Hilfe seines Onkels in die USA emigrieren. In den USA besuchte er die Schule, meldete sich dann freiwillig zum Kriegsdienst und landete als einer der berühmten „Ritchie Boys“ 1944 in der Normandie. Erst bei seiner Rückkehr nach Hildesheim, als Soldat der US-Armee, erfuhr er, dass seine gesamte Familie von den Nationalsozialisten ermordet worden war. Guy Stern kehrte in die USA zurück, studierte dort Germanistik, wurde Germanistik-Professor und leistete grundlegende Beiträge zur Exilforschung. Bis heute ist er am College of Liberal Arts and Sciences der Wayne-State-University und am Holocaust Memorial Center in Farmington Hills, Michigan, aktiv.

Das Deutsche Exilarchiv 1933-1945 steht seit Jahrzehnten im Austausch mit Guy Stern und durfte ihn mehrfach in Frankfurt begrüßen. Zuletzt, als er im Jahr 2018 die Laudatio auf Herta Müller hielt, die mit dem OVID-Preis des PEN Zentrums deutschsprachiger Autoren im Ausland ausgezeichnet wurde. Guy Stern selbst wurde im Jahr 2017 in der Deutschen Nationalbibliothek mit dem OVID-Preis ausgezeichnet. Er war der erste Träger dieser Würdigung.

In seiner Dauerausstellung „Exil. Erfahrung und Zeugnis“ zeigt das Deutsche Exilarchiv 1933-1945 zwei besondere Zeugnisse aus Guy Sterns Leben. Stern war im Ausbildungslager Camp Ritchie in Maryland/USA zum Soldaten ausgebildet worden. Die dort ausgebildeten Soldaten wurden als die „Ritchie Boys“ bekannt: Sie sollten in Europa deutsche Überläufer und Kriegsgefangene verhören. Ausgestattet mit sowjetischen Orden spielte Guy Stern zur Abschreckung dabei manchmal die Rolle eines russischen Verhörspezialisten. In der Ausstellung zeigen wir seine Kopfbedeckung („Side-Cap“) und das Abzeichen eines Scharfschützen der Roten Armee, die ihm als Verkleidung dienten.


Guy Stern zum 100. Geburtstag
Online-Veranstaltung mit Buchvorstellung
18. Januar 2022, 19:30 Uhr – 20:30 Uhr
Wir bitten um Anmeldung unter www.dnb.de/veranstaltungvirtuell

Die Veranstaltung gestalten:

  • Rolf Altmann, Präsident Eintracht Hildesheim von 1861 e. V.
  • Dr. Sylvia Asmus, Leiterin des Deutschen Exilarchivs 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek
  • Prof. Helga Druxes, Sekretärin des PEN Zentrums deutschsprachiger Autoren im Ausland
  • Dr. Marlen Eckl, Mit-Herausgeberin der Festschrift anlässlich Guy Sterns 100. Geburtstag
  • Prof. Barbara Mahlmann-Bauer, Mit-Herausgeberin des Buches „Autobiographische Zeugnisse der Verfolgung – Hommage für Guy Stern“
  • Susanna Piontek, Schriftstellerin und Journalistin, Ehefrau von Guy Stern
  • Herbert Quelle, ehemaliger deutscher Generalkonsul in Chicago
  • Dr. Thomas Schnabel, ehemaliger Leiter des Hauses der Geschichte Baden-Württemberg

Anlässlich des Geburtstags erscheinen zwei neue Publikationen, die im Rahmen der Veranstaltung vorgestellt werden: Susanna Piontek wird Passagen aus Guy Sterns Autobiografie lesen, Marlen Eckl stellt die Festschrift vor.

Guy Stern: Wir sind nur noch wenige – Erinnerungen eines hundertjährigen Ritchie-Boys, übersetzt von Susanna Piontek, Aufbau-Verlag, 2022.

Frederick Lubich / Marlen Eckl (Hg.): Von der Exilerfahrung zur Exilforschung – Zum Jahrhundertleben eines transatlantischen Brückenbauers. Festschrift zu Ehren von Guy Stern, Verlag Königshausen & Neumann, 2022.

Hintergrund

Das Deutsche Exilarchiv 1933–1945 der Deutschen Nationalbibliothek ist ein Ort der Auseinandersetzung mit den Themen Exil und Emigration während der Zeit des Nationalsozialismus. Das Archiv sammelt Zeugnisse dieses Exils: Publikationen, institutionelle und persönliche Nachlässe – berufsübergreifend und unabhängig von der Prominenz einer Person. Ziel ist es, das Phänomen des Exils in seiner ganzen Breite zu erfassen und die Bestände zugänglich zu machen.

Die Gründung des Exilarchivs in der frühen Nachkriegszeit wurde von Exilierten selbst mitinitiiert, die darin ein Instrument der politischen Aufklärung sahen. Auch deshalb hat die kulturelle Vermittlungsarbeit für das Exilarchiv einen besonderen Stellenwert: Durch Ausstellungen, ein vielfältiges Veranstaltungsprogramm und Publikationen wird die Vielschichtigkeit des Exils zwischen 1933 und 1945 vermittelt und damit ein wichtiger Beitrag zu einer lebendigen Erinnerungskultur geleistet.

Kontakt

Ansprechpartnerin

Dr. Sylvia Asmus, Leiterin des Deutschen Exilarchivs 1933-1945
Tel.: +49 69 1525-1900
s.asmus@dnb.de

Bildmaterial

Bildmaterial zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit der Veranstaltung

Prof. Guy Stern und Dr. Sylvia Asmus, Leiterin des Deutschen Exilarchivs 1933-1945, anlässlich der Verleihung des OVID-Preises des PEN Zentrums deutschsprachiger Autoren im Ausland in der Deutschen Nationalbibliothek Frankfurt, 14. März 2017

Verleihung des OVID-Preises des PEN Zentrums deutschsprachiger Autoren im Ausland in der Deutschen Nationalbibliothek Frankfurt, 14. März 2017
v.l.n.r.: Prof. Dr. Guy Stern, Renate Ahrens, Gabrielle Alioth (beide PEN Zentrum deutschsprachiger Autoren im Ausland) überreichen ein Porträtgemälde an Guy Stern.

Prof. Dr. Guy Stern bei der Verleihung des OVID-Preises des PEN Zentrums deutschsprachiger Autoren im Ausland in der Deutschen Nationalbibliothek Frankfurt, 14. März 2017

Prof. Dr. Guy Stern bei der Verleihung des OVID-Preises des PEN Zentrums deutschsprachiger Autoren im Ausland in der Deutschen Nationalbibliothek Frankfurt, 14. März 2017

Verleihung des OVID-Preises des PEN Zentrums deutschsprachiger Autoren im Ausland in der Deutschen Nationalbibliothek Frankfurt, 14. März 2017
v.l.n.r.: Dr. Jesko Bender, Dr. Sylvia Asmus, Renate Ahrens, Prof. Dr. Guy Stern, Gabrielle Alioth, Dr. Gisela Holfter, Susanne Fritz, Utz Rachowski.

Andenken von Guy Stern an seinen Dienst bei den „Ritchie Boys“:
Kopfbedeckung der US-Armee („side cap“), um 1944

Andenken von Guy Stern an seinen Dienst bei den „Ritchie Boys“:
„Sniper“, eingetauschtes Abzeichen eines Scharfschützen der Roten Armee, um 1944

Letzte Änderung: 12.01.2022

nach oben