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Dienstag, 17. Juni 2025

Die Deutsche Nationalbibliothek ist wegen eines Beschäftigtentreffens an beiden Standorten geschlossen. Die Ausstellungen des Deutschen Buch- und Schriftmuseums in Leipzig sind von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Die Ausstellungen des Deutschen Exilarchivs 1933-1945 in Frankfurt sind geschlossen.

Baerwald, Emil und Jenny

Emil Baerwald wurde am 5. Februar 1869 in Frankfurt am Main geboren; sein Vater Herman Baerwald (1828-1907) war Direktor des Philantropin, einer jüdischen Privatschule. 1891 ging Emil Baerwald als Kaufmann nach New York, wo er 1906 die aus Basel stammende Jenny Dreyfus (geb. am 28. März 1880) heiratete. 1925 zog das Paar nach Berlin, reiste jedoch auch weiterhin regelmäßig in die USA. Aufgrund der intensivierten Verfolgung durch das nationalsozialistische Regime entschieden sich Emil und Jenny Baerwald in die USA zurückzukehren. Während Jenny Baerwald die amerikanische Staatsbürgerschaft besaß und dadurch eine größere Reisefreiheit hatte, musste Emil Baerwald als deutscher Staatsbürger ein Visum für die USA beantragen, das er über Kontakte im amerikanischen Konsulat Berlin auch erhielt. Er reiste im August 1938 in die USA und kehrte im Herbst desselben Jahres noch einmal nach Europa zurück, ohne aber nach Deutschland einzureisen. Jenny Baerwald hielt sich im Herbst 1938 kurz in Berlin auf, um vor Ort letzte Angelegenheiten zu klären, ehe das Paar Anfang März 1939 endgültig nach New York emigrierte. Emil Baerwald erhielt 1944 die amerikanische Staatsbürgerschaft und verstarb 1948 in New York City; Jenny Baerwald verstarb 1965.

Anhand des Exlibris von Emil und Jenny Baerwald konnte im Bestand des Deutschen Buch- und Schriftmuseums ein Band aus der früheren Privatbibliothek des Ehepaars identifiziert werden. Das Buch wurde 1956 über die Deutsche Buchexport GmbH bei einer Auktion des Westberliner Antiquariats Gerd Rosen für das Deutsche Buch- und Schriftmuseum angekauft. Wer das Buch in die Auktion einlieferte, bleibt unklar. Vermutlich wurde das Buch nach der Emigration der Eheleute Baerwald beschlagnahmt und ist zu einem unbekannten späteren Zeitpunkt in den Berliner Buchhandel gelangt. Für diese These spricht auch ein Vergleichsexemplar aus der gleichen Bibliothek, das im Bestand der Zentral- und Landesbibliothek Berlin identifiziert und 2018 restituiert wurde.

Dank des kollegialen Austauschs mit den Provenienzforscher*innen der Zentral- und Landesbibliothek Berlin konnte die Deutsche Nationalbibliothek Kontakt zu den Rechtsnachfolgern herstellen und das Buch im Sommer 2022 zurückgeben. Zuvor durften wir ein Digitalisat anfertigen, sodass das Buch in digitaler Form weiterhin öffentlich zugänglich bleibt.

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