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Jan Tschichold (1902-1974) gehört zu den bedeutendsten Buch- und Schriftgestalter*innen des 20. Jahrhunderts. Er war im Umfeld des Bauhauses tätig und beeinflusste die Typografie nach dem Zweiten Weltkrieg nachhaltig. Das Deutsche Buch- und Schriftmuseum widmete dem Typografen im Bauhausjahr 2019 bereits eine umfassende Ausstellung sowie eine Gedenktafel. Sein Nachlass wurde 2015 dem Museum übergeben und gehört seitdem zu den von der internationalen Forschung am meisten nachgefragten Beständen. Zum Abschluss des Digitalisierungsprojektes hat das Deutsche Buch- und Schriftmuseum eine virtuelle Ausstellung zum Typografen Jan Tschichold veröffentlicht.

Entwurfszeichnung für die Uhertype Lichtsatz-Maschine: Dreiviertel Fette Grotesk. Gezeichnet ist ein schwarzer Buchstabe umrandet mit Korrekturflüssigkeit. Schriftentwurf Jan Tschichold (CC BY-SA 4.0)

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Jan Tschichold: Entwurfszeichnungen für die Uhertype Lichtsatz-Maschine: Dreiviertel Fette Grotesk, 1933, NL Tsch / 165 / 3-1

Projekt Digitalisierung des Nachlasses

Das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanzierte Kooperationsprojekt des Deutschen Buch- und Schriftmuseums und der Universität Erfurt ermöglicht den weltweit frei verfügbaren Zugriff auf den Nachlass von Jan Tschichold. Die digitale Verfügbarkeit des Bestandes ist für die Erhaltung der zum Teil sehr fragilen Blätter besonders wichtig.

Durch das Projekt stehen nun über zweitausend Werke, deren Veröffentlichung im Netz rechtlich möglich ist, mit rund 23.000 Scans weltweit zu Verfügung. Mehrheitlich sind es eigene Entwurfsarbeiten von Jan Tschichold aus den Jahren 1918 bis zu seinem Tod 1974. Die Scans sind mit den dazugehörigen Metadaten über den Katalog der Deutschen Nationalbibliothek und zukünftig auch über die Deutsche Digitale Bibliothek und die Europeana recherchierbar.

Ein kostenloses Downloadangebot für das Konvolut besteht unter der Lizenz CC-BY-SA 4.0 im DNBLab. Hier stehen auch die mit dem Vokabular der Gemeinsamen Normdatei (GND) angereicherten Metadaten zur Verfügung. Damit ist es jetzt erstmals möglich, auch nach Entstehungsorten, Auftraggeber*innen, Verlagen und Schlagworten zu einzelnen Entwürfen und Buchprojekten des Typografen zu suchen. Die Materialien des Nachlasses sind mithilfe des Standards „Ressourcenerschließung mit Normdaten in Archiven und Bibliotheken“ (RNAB ) erschlossen.

Eine Auswertung der Nachlassdaten hat die häufigsten Entwurfsgattungen ergeben, die Tschichold produziert hat. Die häufigsten vier Gattungen sind: Titelblatt, Umschlag, Schutzumschlag und Bucheinband.

Bei den im Projekt digitalisierten Arbeiten von Tschichold handelt es sich überwiegend um buchgestalterische Entwürfe für verschiedene Verlage. Auch Entwürfe für Schriften, Akzidenzdrucke und Gelegenheitsdrucksachen sind als hochauflösende Scans verfügbar. Die Digitalisate umfassen Entwürfe aus verschiedenen Schaffensperioden: Frühwerke aus seiner Zeit an der Leipziger Akademie, aus dem Spektrum der Neuen Typographie, Entwürfe zu seiner Schrift Sabon – bis hin zu buchgestalterischen Arbeiten aus seinen letzten Lebensjahren. Digitalisiert wurden ausdrücklich nur Werke, bei denen keine weiteren Rechteinhaber*innen vorliegen oder deren Arbeiten bereits gemeinfrei sind. Dies schließt gestalterische Werke Tschicholds aus, die beispielsweise Fotografien oder Texte unbekannter dritter Personen enthalten. Die Lizenz CC-BY-SA 4.0 ermöglicht erstmals einen freien Zugang zu den Arbeiten, der dem internationalen Interesse an Tschicholds Lebenswerk Rechnung trägt.

Mithilfe einer Datenanalyse wird sichtbar, zu welchen Auftraggeber*innen von Tschichold die meisten Digitalisate online verfügbar sind. Die drei Auftraggeber*innen, die am häufigsten vorkommen, sind die Verlage Birkhäuser, Penguin Books und Holbein. Grafik: DNB, CC BY SA 3.0 DE

Hinweise zur Recherche

Für den digitalisierten Teil des Nachlasses Jan Tschichold können Sie mehrere Recherchemöglichkeiten nutzen:

Über den Direkteinstieg im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek werden alle 2.184 frei zugänglichen Online Ressourcen angezeigt. Zugriff auf die Digtalisate erhalten Sie über „Medium öffnen“. Zu jedem Datensatz mit elektronischer Reproduktion existiert gespiegelt auch ein Datensatz zu dem im Buch- und Schriftmuseum archivierten Original.

Zum Katalog

Innerhalb des Projektes „Digitalisierung des Nachlasses von Jan Tschichold“ ist ein erstes – allerdings noch nicht vollständiges – Werkverzeichnis zu den (buch-)gestalterischen Werken Jan Tschicholds entstanden. In den Datensätzen ist in der Kategorie „Werk(e)“ erfasst, für welches Buch, welche Auflage, welches finale Grafikdesign Tschichold den Entwurf angefertigt hat. So werden zum Beispiel für Arbeiten aus dem Spektrum der Buchgestaltung, für jedes Buch das Tschichold gestaltet hat, folgende Angaben gemacht: Autor, Titel, Ort, Verknüpfte Person/Körperschaft und Jahr. Die Tabelle mit den in den Datensätzen hinterlegten Werken steht zum Download bereit. Über die Freitextsuche im Portal können die Entwürfe Tschicholds auch von dem Buch aus, das Tschichold gestaltet hat, gesucht werden.

Tschicholds Entwurfsarbeiten Werkverzeichnis 63kB, zip - Datei ist nicht barrierefrei

Zugang zum gesamten Datenset erhalten Sie auch über das DNBLab . Das Datenset steht im Format METS/MODS-xml über die OAI-Schnittstelle kostenlos zum Download bereit.

DNBLab: Zugang zu Datensets und digitalen Objekten

Fachtagung Digital Material. Digitized collections in cultural heritage institutions.

Zum Abschluss des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanzierten Digitalisierungsprojekts rund um Jan Tschichold veranstaltete das Deutsche Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek am 15. und 16. September 2021 eine internationale Fachtagung.

Unter dem Titel „Digital Material. Digitized collections in cultural heritage institutions” widmete sich die Tagung am Beispiel des Arbeitsnachlasses von Jan Tschichold der Analyse und Visualisierung digitaler Sammlungen und Fragen des Kuratierens digitaler Objekte. Die Konferenz fand vor Ort in der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig und parallel als Stream statt.

Neben dem Deutschen Buch- und Schriftmuseum archivieren zahlreiche weitere Institutionen in Europa und Übersee Teile von Jan Tschicholds materiellem Erbe – vor allem an seinen Wirkungsorten in Deutschland, der Schweiz und Großbritannien. Am ersten Konferenztag trafen sich erstmals Institutionen aus diesen drei Ländern, um gemeinsam auf Tschicholds Lebenswerk zu blicken. Am zweiten Konferenztag diskutierten Fachleute der Digital Humanities (DH, Digitale Geistes- und Sozialwissenschaften) aus Europa und den USA über Fragen zur Digitalisierung von Kulturerbe: Wie gelingt die Transformation von Materialität ins Digitale? Welche Chancen bieten DH-Tools, um digitalisierte Sammlungen zu visualisieren, kuratieren und analysieren? Welche Möglichkeiten eröffnet maschinelles Lernen für bildbasierte Sammlungen?

Tschicholds materielles Erbe in internationalen Museen, Archiven und Bibliotheken

Der Nachlass von Jan Tschichold im Deutschen Buch- und Schriftmuseum beinhaltet ausschließlich arbeitsbezogene Materialien. Dazu gehören Entwürfe, berufliche Korrespondenz mit Auftraggeber*innen aber auch Unterlagen dritter Personen, die Tschichold für seine Arbeit als Gestalter aufbewahrte, insbesondere umfassende Schriftproben verschiedener Schriftgießereien. Nicht im Leipziger Nachlass enthalten sind private Briefwechsel, Tschicholds Plakate, mit den dazugehörigen Entwürfen und seine umfassende Privatbibliothek.
Neben dem Deutschen Buch- und Schriftmuseum bewahren weitere öffentliche Institutionen Bestände zu Jan Tschichold. Gerne können Sie diese kontaktieren.

Letzte Änderung: 11.02.2022
Kurz-URL: https://www.dnb.de/tschicholddigital

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